Teil
4 unserer Südamerika-Reise:
Von Mendoza (Argentinien) bis Antofagasta (Chile) |
Zusammen mit Heinz Dieter breche ich Anfang Januar 1998 von Cordoba auf, um über die Städte San Miguel de Tucuman und Salta im Norden Argentiniens in die Atacama- Wüste vorzustoßen. Der Markt in Salta Salta ist die Provinzhauptstadt, die sich mit ihren kolonialen Bauten wohltuend von den mitunter recht eintönigen argentinischen Städten abhebt. Fenstersimse und Portale schmücken niedrige Gebäude mit Balkonen aus Holz oder Schmiedeeisen. Nach einem ausgedehnten Stadtbummel besuchen wir in dieser beschaulichen Stadt den Markt, auf dem neben Gemüsen und Früchten der Region auch einfache Gebrauchs- und Haushaltsgegenstände ihren Besitzer wechseln. Fleisch
zum Anfassen und Auswählen In einer Kneipe in der Nähe des Marktes entspannen wir bei ein paar kühlen argentinischen Bieren und beobachten das Dominospiel der Einheimischen am Nachbartisch, bevor wir uns wieder auf unseren Weg machen und im Umland der Stadt einen ruhigen Übernachtungsplatz suchen. Entspannung in einer Kneipe in Salta Unser weg - ein letztes Mal in Richtung Chile - führt uns nördlich von Salta durch die Stadt San Salvador de Jujuy. Dahinter beginnen wir den Aufstieg zur Atacama Wüste und unseren Weg, zum letzten Mal in Richtung Chile. Auf einer Länge
von nur 50 Kilometern überwinden wir auf engen, geschobenen Pisten
Serpentine nach Serpentine und winden uns um satte 1200 Meter in die Höhe.
Nebelbehangene Wälder beim Aufstieg zur Atacama- Wüste Wir ahnen, dass dieser
Anblick den Abschied vom fruchtbaren Grün für lange Zeit bedeutet. Purnamarca Für uns ebenfalls bedeutend: Hier gibt es die letzte Tankstelle für die nächsten 1000 km. Von Purnamarca beginnen wir den Aufstieg in eine Höhe von über 4000 Metern. Auf Kargen weiden finden wir in diesem Hochland verstreute Lamas, die an Ihren Ohren mit farbigen Wollfäden markiert sind, die die Zuordnung zu Ihrem Besitzer erlauben. Lamas in fast 4000 Metern Höhe Die freundlichen
und gar nicht scheuen Gesellen begrüßen uns munter, als wir
am Morgen nach der Übernachtung in kühler Höhe die Tür
des Wohnaufbaus öffnen. Llamas sind zuweilen neugierige Gesellen Nahe der Ansiedlung
Tres Morros treffen wir auf einen gigantischen Salzsee, der so groß
ist, daß man dessen gegenüberliegendes Ufer an manchen Stellen
nicht sehen kann. Beim
Frühstück auf dem Salzsee Mit unserem Feldstecher
entdecken wir am Horizont auf dem See einen weiteren LKW. Frank Neumann´s Touristenkutsche Hinter der Stadt
San Antonio de los Cobres besichtigen wir eine hohe, stählerne Brücke.
Sie wurde 1929 erbaut im Rahmen eines ehrgeizigen Projektes der Argentinier,
bei dem eine Zugverbindung über die Anden bis hin nach Antofagasta
an der chilenischen Pazifikküste geschaffen werden sollte. Viadukt
La Polvorilla hinter Die Brücke ist der letzte Meilenstein, bevor wir unseren Weg durch die über 4000 Meter hoch gelegene Ebene der Atacama-Wüste fortsetzen. Die Atacama Wüste rühmt sich als die höchstgelegene und trockenste Wüste der Welt, weil es, den Aufzeichnungen der alten Spanier folgend, zu mindest seit der Besiedelung Südamerikas hier nicht mehr geregnet hat ... Arno am Steuer bei der Fahrt durch die trockenste Wüste der Welt. ... wollen wir gerne glauben, denn hier wächst auf eine Länge von ca. 800 km ganz offensichtlich überhaupt nichts mehr. Obwohl es sowas wie eine richtige Straße gibt kommen wir nur relativ langsam voran, denn die Straße ist tückisch. Auf großen Stücken besteht sie aus gut befahrbarer, geschobener und fester Piste, um dann ohne Vorwarnung in endlosen, weichen Sand überzugehen, der ein Weiterkommen nur mit Allradantrieb möglich macht. Staubwolke hinter unserem Unimog Verheerend sind auch versteckte Bodenunebenheiten. Auf festem Pistenabschnitt mit 80 km/h dahinrasend heben wir aufgrund einer plötzlichen Bodenwelle mit allen vier Rädern gleichzeitig vom Boden ab und stoßen uns beide kräftig den Kopf am Dach des Fahrerhauses. Danach sind wir erst mal geschockt und überprüfen, ob an uns und am Fahrzeug noch alles dran ist. Stopp in der Wüste bei schönem Panorama Wer hätte das
gedacht: In Mitten der Wüste treffen wir auf ein kleines, unscheibares
Häuschen und ein Stopschild. Hier anzuhalten ist oberste Pflicht,
denn es handelt sich um den chilenischen Grenzposten (das argentinische
Gegenstück dazu hatten wir mangels Hinweis in San Antonio de los
Cobres verschlafen). Reparatur der Kühler- Aufhängung inmitten der Wüste. Beim Stopp bemerken
wir, dass im Motorraum etwas verdächtig vibriert. Bei genauerem Hinsehen
entdecken wir, dass unser Ausflug über die argentinische Olympiaschanze
zum Bruch der Aufhängung des Halteflansches des Kühlers geführt
hat und packen unser Werkzeug aus.
Ruinen einer Inkasiedlung auf chilenischer Seite bei San Pedro de Atacama Auch die weitere Reise verläuft - trotz knappem Sprit - erfolgreich, und so erreichen wir das erste Dörfchen am Ende der Wüste auf einer Höhe von 2400 m - San Pedro de Atacama. Ungefähr 5 Unimogstunden nördlich dieser Stadt liegen auf einer Höhe von über 5000 Metern die Tatio Geysire. Die Tatio Geysire auf 5000 Metern Höhe Hier sprudeln zu
frühen Morgenstunden Fontainen kochenden Wassers aus dem Boden, bespeist
und gewärmt von den zahlreichen umliegenden Vulkanen. Die Attraktion
ist ein Magnet für zahlreiche Touristen. Kochendes Wasser in einer Quelle der Tatio Geysire Nichts für uns Spätaufsteher. Wir beschließen, bereits nachmittags den Aufstieg zu den Geysiren zu machen und dort gemütlich in unserem Unimog, in sicherem Abstand direkt neben den Geysiren die Nacht zu verbringen. Ausgeschlafen und nach einem guten Frühstück machen solche Attraktionen sicherlich mehr Spaß. Das mineralhaltige Wasser färbt nach seiner Verdunstung den Boden blutrot. Nicht beachtet hatten wir dabei, dass in dieser Höhe die Temperaturen von 20 Grad über Null am Tage bei Nacht bis weit unterhalb des Gefrierpunktes fallen können, so dass sich sogar Eisschichten auf erkalteten Pfützen bilden. Das starke Temperaturgefälle ließ über nacht unseren Unimog teilweise heftig rumpeln und knacken, wenn sich Wärmespannungen an verschiedenen Stellen lösten. Vorbei an der zahllosen Geisterstädten, in denen einst Minenarbeiter wohnten, die ihr Geld beim Abbau von Salpeter in den umliegenden Mienen sauer verdienten, und vorbei an Chuquicamata, der größten offenen Kupfermine der Welt, fiebern wir dem vermeintlich feuchten und kühlen Klima Antofagastas entgegen. Antofagasta, die Hafenstadt an der Pazifikküste. Doch weit gefehlt, Antofagasta erweist sich als ein genauso trockenes Fleckchen Erde, wie die Wüste, die wir gerade durchquert haben. Und so erledigen wir, was wir erledigen müssen und lassen die Stadt hinter uns. Pelikane im Hafen von Antofagasta Da wir es in Argentinien verschwitzt hatten, die Zollformalitäten bei der Ausreise klären zu lassen, suchten wir in Antofagasta die argentinische Botschaft auf, wo uns eine freundliche Botschafterin nach einigen Überredungskünsten bei unserem Anliegen half. |